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Anleitung zur G-Lader-Revision mit Neuteilen von
Als Beispiel wird hier der G60 Lader verwendet. Der G40 Polo-Lader ist sehr ähnlich und noch einfacher zu handhaben und wird deshalb hier auch nicht speziell erwähnt. Bitte lesen Sie sich diese Anleitung vor Beginn der Reparatur bis zum Ende aufmerksam durch! Sollten Sie nicht über das benötigte Werkzeug verfügen oder sich die Arbeiten nicht zutrauen, lassen Sie die Überholung besser von uns durchführen.
1. Zerlegen:
Die Riemenscheibe sowie alle angebauten Anschlüsse und Schläuche entfernen. Meistens benötigt man zum Abziehen der Riemenscheibe einen Schlagschrauber (17mm) und 3-Arm-Abzieher. Bitte nicht die Scheibe im Schraubstock einspannen – wenn, dann nur vorsichtig mit „Alubacken“, damit keine Verformungen entstehen können. Nun kann auch der 120XL Zahnriemen und das Zahnrad der Hauptwelle abgenommen werden. Dann alle 6 Inbus-Schrauben am G-Lader entfernen. Danach kann die Ausgangshälfte (die ohne Wellenausgang) mit einem Kunststoffhammer durch Klopfen gelöst und gerade abgezogen werden. Niemals mit Werkzeugen zwischen die Hälften drücken, da dies die Dichtfläche beschädigen kann.
Um den Verdränger herauszunehmen, muss man den Seeger-Ring mit einer Seeger-Zange über dem Ausgleichsgewicht entfernen, danach das Gewicht selber und die Passfeder (Keil). Nun kann man den Verdränger mit dem Torrington-Zylinderlager von der Hauptwelle abnehmen.
Nach Entfernen der Passfeder (Keil) aus der Antriebsseite der Welle kann man die Welle nach innen durch den Ölschleuder-Ring und das 6304 Hauptlager herausziehen. Sollte sie sehr fest sitzen, kann man sich mit Rostlöser, Kältespray o. Ä. helfen, aber niemals mit einem Metall-Hammer auf den Wellenkopf schlagen.
Nun die 5 Dichtringe z. B. mit einem Winkelschaubendreher heraushebeln ohne den Lader zu beschädigen, dahinter liegen wieder Seeger-Ringe, die die Lager halten. Die Lager mit einer Hydraulischen Presse langsam gerade herausdrücken. Das Zylinder-Rollenlager NU202 (Ausgangsseite) kann man mit Knet-Kitt (Fensterkitt o. Ä.) überlisten: Einfach nach Entfernen des WDR und des Sicherungsringes den Hohlraum hinter dem Lager komplett mit Kitt ausfüllen und mit einem passenden Rundmaterial, das gerade durch das Lager passt, und einem Hammer vorsichtig klopfen, dann wieder Knetmasse nachstopfen und wieder drücken. Millimeterweise wird das Lager so herausgedrückt.
Die Dichtleisten fallen teilweise schon von selbst heraus. Den Rest vorsichtig entfernen und entsorgen. In den beiden Gehäusehälften (nicht im Verdränger) liegen darunter Federn, die auch behutsam entnommen werden und später aber wiederverwendet werden. Die Lager der Nebenwelle werden mit der Welle zusammen ausgepresst (nach Demontage der 10er M6 Schaube, des Zahnrades und des darunterliegenden Keils). Die Anordnung der Teile der Nebenwelle ist wichtig und darf nicht beim Einpressen der neuen geschlossenen Lager 6003 und 6002 verdreht werden, da sonst eine Unwucht und übermäßiger Verschleiß oder gar ein Laderschaden entstehen kann.
2. Reinigen:
- Wichtig ist nun die Säuberung aller Teile. Dabei immer darauf achten, dass die Dichtleisten-Sitze nicht durch Werkzeug o. Ä. beschädigt werden. Die Dichtflächen der beiden Hälften sollten mit einem Flachschaber von Dichtmasse befreit werden. Besondere Aufmerksamkeit gilt auch der Ausgangs-Öl-Bohrung. Sie sollte komplett von Knetmasse befreit und mit Pressluft durchgeblasen werden, die Öl-Leitungen am Fahrzeug sollten auch gereinigt und auf Durchlass geprüft und ggf. ersetzt werden. Nach der Reinigung der Exzenter- und Haupt-Welle mit all ihren Öl-Bohrungen, der beiden Gehäuse-Hälften und des Verdrängers empfiehlt sich eine Endreinigung aller Teile mit Bremsenreiniger, welcher die Sitzflächen der neuen Wellendichtringe usw. gründlich entfettet und für die Endmontage vorbereitet. Sämtliche Bohrungen in den Teilen des G-Laders sind mit z. B. Bremsenreiniger zu spülen und mit Pressluft auszublasen.
3. Prüfen:
Die 8 Dichtleistensitze (-Rinnen) müssen auf Verschleiß geprüft werden. Die Sitze und Kanten müssen rechtwinklig und sauber sowie frei von Rissen oder Verformungen sein. Die Flächen, auf denen die Leisten im eingebauten Zustand laufen, sollten überall eben sein und ein leichtes Kreis-Muster haben, dürfen aber keine Wellen oder tiefe Riefen haben. Tiefe Einlaufspuren führen zu vermindertem Ladedruck und erhöhtem Verschleiß der Dichtleisten während der Einlaufphase, was sich negativ auf die Lebensdauer des G-Laders auswirken kann.
Abb. links:
Verdränger-Dichtleistensitz ist defekt, kann aber i. d. R. von mir noch repariert werden.
Abb. rechts:
Dichtleistensitz rechtwinklig und scharfkantig, kaum Einlaufriefen auf den Laufflächen; dieser Verdränger kann bedenkenlos wieder eingebaut werden, wenn alle Flächen und Sitze ähnlich aussehen.
Der Öl-Schleuder-Ring unter der Riemenscheibe sowie die Welle selbst sollten nach der Reinigung keine hitzebedingten Verfärbungen, Roststellen oder tiefe, gut fühlbare Einlaufspuren von den Wellendichtringen haben. Rückstände und dunkle Stellen von Öl usw. können mit sehr feinem (mind. P1000er Körnung) Schleifpapier entfernt werden.
Abb. links:
Deutliche Rillen von den Wellendichtringen – diese Welle ist an der Verschleißgrenze und könnte zu
Undichtigkeiten führen.
Abb. rechts:
Diese Laufspuren an Welle
und Öl-Schleuder-Ring sind kaum sicht- und fühlbar. Die Teile sind verschleißmäßig in Ordnung und können wieder verwendet werden.
4. Montieren:
Nun können Sie die neuen vorgeölten Lager langsam und gerade bis zum Anschlag einpressen und danach die Sicherungs-Ringe mit einer geeigneten Zange wieder montieren, bis diese einrasten.
- Sollte keine hydraulische Presse für die Lager zur Verfügung stehen, kann man auch ein Kunststoff-Rundmaterial (darf aber nur auf den Außenring der Lager drücken) und einen Hammer benutzen. Aber immer mit Geduld und Vorsicht arbeiten! Die Wellendichtringe können jetzt eingesetzt werden. Ich persönlich klebe sie immer mit einem Sekundenkleber von „Loctite“ ein um zu gewährleisten, dass sie sich nicht durch den Öldruck herausdrücken. (Die von uns auch angebotenen Metallringe benötigen diese Klebung nicht.)
- Beim Einsetzen der Dichtringe immer darauf achten, dass sie alle bündig mit der Fläche und auch 100%ig gerade sitzen. Jetzt die Nebenwelle mit zwei neuen Lagern montieren.
Die vorher gereinigten Dichtleisten-Federn in beide Gehäusehälften einlegen und dann die Dichtleisten-Sitze dünn mit Fett bestreichen, damit die Leisten nicht beim Zusammenbau wieder herausfallen können. Die gelieferten Dichtleisten sind im Regelfall minimal länger als die Sitzflächen, was daher kommt, dass es verschiedene Baumuster von G-Ladern gibt über die verschiedenen Baujahre. Sie sollten aber nach Möglichkeit ca. 5mm länger sein und mit „Spannung“ eingesetzt werden. Sie sind zwar temperaturbehandelt, aber je nach gefahrenem Ladedruck und den dadurch entstehenden Temperaturen im Lader können sie manchmal noch schrumpfen. Sollten sie mehr als 4-5mm überstehen, kann man sie einfach mit einem Teppichmesser rechtwinklig kürzen. Nun die Laufflächen der Dichtleisten im Verdränger und den Gehäusehälften hauchdünn mit „Klüber Nosol-Fett“ bestreichen, um einen materialschonenderen Einlaufvorgang zu erreichen. Man kann auch ein Teflon PTFE-Fett oder -Spray verwenden. Von Mehrzweckfett, MoS2 oder Kettenspray ist abzuraten, da diese den Lader verkleben und beschädigen können.
- Montage in umgekehrter Reihenfolge wie Demontage: Erst die Hauptwelle durch das Lager der Antriebsseite, dabei immer die Lippen der WDRs schonend behandeln, dann den Verdränger (die Nebenwelle so drehen bis der Verdränger auf den Dorn der Exzenterwelle passt), jetzt den Keil, das Gewicht (Richtung beachten), der Seeger-Ring, und dann die Ausgangshälfte (Dichtfläche einseitig hauchdünn mit neuer Dichtmasse versehen). Dann die beiden Zahnräder auf der Antriebseite mit dem Riemen aufstecken.
- Unbedingt darauf achten, dass die Nuten (und Keile) in den beiden Zahnrädern in dieselbe Richtung zeigen; der G-Lader muss sich vor dem Anziehen der Inbus-Schrauben leicht von Hand am Antriebsrad um mind. 360° drehen lassen. Wenn das nicht der Fall ist – Prüfen, wo der Fehler liegt – nicht mit Gewalt versuchen, ihn gegen einen Widerstand zu drehen. Zuletzt Inbus-Schrauben anziehen und die Riemenscheibe aufsetzen und anziehen, fertig. Lader wieder ins Fahrzeug einbauen und die beiden Öl-Leitungen (natürlich mit neuen Kupfer-Dichtringen) montieren.
5. Einfahren:
Ein auf diese Weise mit Neuteilen versehener G-Lader (mit originaler Riemenscheibe) sollte nach dem Einbau ca. 15min. im Leerlauf laufengelassen werden, danach mindestens 500km lang mit wechselnden Drehzahlen bis maximal 3500 U/min (Motordrehzahl) gefahren werden (nicht zwingend 500km am Stück) – bestenfalls 1000km. Danach kann man wieder wie gewohnt fahren. Bei kleineren Tuning-Riemenscheiben während der Einlaufphase dementsprechend niedrigere Drehzahlen einhalten. Ein frühzeitiges Hochdrehen des Motors und somit auch des G-Laders bedeutet sehr hohen Verschleiß der Dichtleisten und kann u. U. sogar zu sofortigem Schaden führen, also halten Sie bitte die Einfahrvorschriften ein.
Wenn Sie alles richtig gemacht haben, werden sie wieder ca. 100000km lang Freude an Ihrem G-Ladenen Volkswagen haben. |
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